Die Mahnwache des Bergwerks Niederberg vom 04.11.1996 bis 10.03.1997.
Die Bergleute des gesamten Steinkohlebergbaus ermahnten die Bundesregierung einen ganzen Winter lang, ihre Arbeitsplätze nicht durch Subventionskürzungen auf`s Spiel zu setzen. So auch die Bergleute in Neukirchen - Vluyn. Sie bekamen hierbei kräftige Unterszützung aus allen Schichten der Bevölkerung wie es sich auch am 14. Februar 1997 bei der 93,1 km langen Menschenkette von Neukirchen - Vluyn bis nach Lünen an der über
220 000 Menschen teilnahmen gezeigt hatte. So eine Aktion hatte es bisher im Ruhrgebiet noch nicht gegeben. Es war die längste Menschenkette in der Geschichte der BRD. Retten konnten wir den Bergbau und unser Bergwerk damit nicht, denn fünf Jahre nach der Mahnwache war das Bergwerk Niederberg geschlossen aber wir haben es immerhin geschaft, daß die Belegschaft sozialverträglich ohne den Gang zum Arbeits oder Sozialamt abgebebaut wird und somit die jüngeren Bergleute auf andere Bergwerke verlegt werden können. Man wäre gut beraten gewesen, wenn am Ende ein vernünftiger Sockelbergbau zur Energiesicherheit weiter bestehen würde. Leider hat die Politik sich Anfang 2008 gegen den heimischen Bergbau entschieden. Sie will bis 2018 die Steinkohlebeihilfen gegen Null Fahren, was zur Folge hat, daß 2018 das letzte Bergwerk in der Bundesrepublik Deutschland geschlossen wird. Dieses alle soll sozialverträglich abgewickelt werden ohne das auch nur ein Bergmann Arbeitslos wird.
Nun zu den Fotos und Presseberichten über den damaligen Arbeitskampf hier vor Ort.
Die ersten Tage der Mahnwache im November 1996
Bundesarbeitsminister Norbert Blüm, IGBE - Vorsitzender Hans Berger, RAG - Arbeitsdirektor Dr. Wilhelm Beermann und der Werkschor Niederberg an der Mahnwache in Neukirchen - Vluyn
Kurz vor dem Ende der Mahnwache im März 1997
Die Mahnwache wird abgebaut
Als einer der aktiven Mitstreiter der Mahnwache ärgert mich das und ich weiss von vielen, das ich da nicht alleine bin.
In vielen Städten sind an den Orten der Mahnwachen später Gedenksteine oder Tafeln zur Erinnerung an den Arbeitskampf der Bergleute aufgestellt worden. Nicht so in Neukirchen - Vluyn. Wurden nicht mit einer Menschenkette von Neukirchen Vluyn bis nach Lünen mit 220000 Menschen, 93 km lang und einer großen Demo mit Motorradcorso von Kamp - Lintfort nach Bonn zwei unter vielen anderen Aktionen, die in Presse, Funk und Fernsehen von sich Reden machten genug an Gründen geliefert um der Aktion zu gedenken. Oder der Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft zwischen der Stadt, der Sparkasse, den Geschäftsleuten sowie den Kirchen und die Bürger unserer Stadt den Bergleuten gegenüber. So eine Starke Einigkeit wie damals hatte es noch nie und wird es auch nicht mehr geben.
Aber leider war das alles in unserer Stadt sehr schnell wieder vergessen. Nicht so die Bergleute, sie wussten sich zu Helfen sie stellten damals neben der Kohlenlore an der Hans - Böckler - Strasse auch noch einen der beiden originalen Mahnöfen auf. Somit hatte man sich selbst eine Gedenkstätte geschaffen. Zwanzig Jahre später wird der Mahnofen unverständlicher Weise in der alten Kolonie am Weddigenplatz aufgestellt. Das Bergwerk wurde Ende 2001 Geschlossen, da wäre es doch angebracht gewesen das wenn der Mahnofen von seinem mitlerweile angestammten Platz warum auch immer weichen muss, dass er dort seinen Platz findet wo er auch aktiv seinen Zweck erfüllt hat an der Seilscheibe und das nicht halb in der Erde eingegraben sondern in voller Grösse und Stolz
Die Kohlenlore macht sich am Wediggenplatz ganz gut und hat in der alten Bergarbeiterkolonie auch sicherlich einen würdigen Platz gefunden. Sie hatte auch direkt nichts mit der Mahnwache zu tun, denn sie wurde schon ein halbes Jahr vor Beginn des Arbeitskampfes durch die Betriebswerkstätten des Tagesbetriebes Niederberg an den Grubensteiger Jürgen Terschüren übergeben und an der Hans - Böckler - Strasse aufgestellt. Sie wurde lediglich wärend der Mahnwachen - Zeit mit zwei Fahnen der Gewerkschaft damals noch IGBE versehen. An der Mahnwache selbst stand eine geschlossene Lore auf dem Deckel stand aus Pappmasche der Kopf des damaligen Bundeswirtschaftsministers Günter Rexrodt. Zum Ende der Aktion wurde der Kopf durch eine Vase mit 7 Nelken ausgetauscht.
Dann liest man plötzlich in der Tageszeitung, das man die Originale (Lore und Ofen) wieder zurück erworben hat. Da stellt sich doch für uns, die wir im Jahr 1996 diese Relikte hergerichtet und aufgestellt haben die Frage: Seit wann erwirbt man etwas zurück, was man nie besessen hat. Zwischen den Zeilen gelesen könnte man fast meinen, dass diese Sachen damals entwendet wurden und man sie nun zurück erobert hat. Auch eine Art von sich Reden zu machen. Die Wahrheit ist: das damals niemand weder einen Mahnofen, noch die originale Lore haben wollte. Die Lore hat bis zur Schließung des Bergwerks im Eisenlager der Schmiede über Tage vor sich hingerostet und die Mahnöfen sind auf dem Weg zum Schrottcontainer abgefangen und gerettet worden. Fakt ist jedenfalls hätte man sich nach dem Ende der Mahnwache im März 1997 dafür interessiert, wären beide Mahnöfen und auch die originale Lore als Mahnmal an der ehemaligen Mahnwache verblieben und aufgestellt worden. Da braucht sich heute keiner zum Helden oder Retter der Mahnrelikte zu machen. Wenn diese sogenannten Retter sofort nach beendigung der Mahnwache in Erscheinung getreten und aktiv geworden wären, dann hätten die Bürger und Bergleute eine Gedenkstätte der Solidarität einer ganzen Stadt mit ihrem Bergwerk und man würde den Hut vor ihnen ziehen.
Um das nochmal Richtigzustellen:
Es handelt sich hier um Erinnerungsstücke, die dem Steiger Terschüren offiziell vom Bergwerk
übergeben worden sind und aus welchen Gründen auch immer von seiner Frau still und heimlich veräussert wurden.
Leider!!!
Da hätte man mit einigen ehemaligen von damals vorher mal drüber sprechen können.
Die originale Lore der Mahnwache, sie wurde von Hand am 4. Nov. 1996 vom Bergwerk zum Rathaus gezogen und wurde erst zwei Wochen nach dem Ende der Mahnwache zurück zum Bergwerk gebracht. Damals Berichtete die NRZ, dass zwischendurch von unbekannten Bürgern öfter frische Nelken in die Vase gestellt wurden.
Der Mahnofen neben der Lore Hans - Böckler - Str. von 1996 - 2017
Lore und Mahnofen am Wediggenplatz seit 1. Juli 2017
Zur Erinnerung: So sah das 1996/97 vor der Seilscheibe aus.
So sah es von 1997 - 2017 an der Hans - Böckler - Strasse aus.
Die ersten Jahre wurde im Herbst, so wie hier 1998 zum Gedenken an die Mahnwache der Ofen angezündet. Hier trafen sich einige Betriebsräte, und die Leute die sich bei der Mahnwache einen Winter lang bei eisiger Kälte z.B. der Jahreswechsel 1996/97 mit minus 18 Grad besonders verdient gemacht haben. So bekam der Ofen auch jedes Jahr nach dem Glühen einen neuen Anstrich. Wäre Jürgen nicht schwer erkrankt und leider viel zu früh von uns gegangen, hätte dieser Brauch sich mit Sicherheit bis heute erhalten. Sein Gartenteich, seine Lore und der Mahnofen waren sein ganzer Stolz. Glückauf Jürgen
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