Die Geschichte vom letzten Bergwerk am linken Niederrhein
Von der Zeche Friedrich - Heinrich bis zum Bergwerk West
14.08.1906 bis zum 31.12.2012
Die Geschichte eines der letzten Steinkohlenbergwerke in der
Bundesrepublik Deutschland
mit Fotos und Ansichtskarten
Teil: 1 Die ersten Jahre bis zum Ende des ersten Weltkriegs
Am 14. August 1906 wird das Grubenfeld Friedrich - Heinrich an eine französische Bankgruppe verkauft und am 1. Oktober wurde die Friedrich Heinrich Aktiengesellschaft gegründet. Knapp drei Wochen später erfolgte der Eintrag ins Handelsregister. Nach dem man 1907 mit dem Abteufen der Schächte 1 und 2 begonnen hatte, konnten an Schacht 2 im Jahre 1912 die ersten Kohlen gefördert werden. Die Fördermenge erhöhte sich im ersten halben Jahr von 50 auf 1100 t täglich. Zur Jahreswende 1912/13 nimmt dann auch der Schacht 1 mit zunächst nur einer Förderung den Betrieb auf. Damit die geförderten Kohlen zum Verbraucher kamen, musste eine Zechenbahn über Repelen, Rheinberg und Orsoy zum Rheinhafen erschlossen und verlegt werden. Von dort aus ging der Transport mit dem Schiff weiter. In der Zeit vor dem Kriegsbeginn ging der Ausbau des Bergwerks zügig voran, so wurde am 1. März 1913 das erste System der Kohlenwäsche (Aufbereitung) mit Trockensumpfanlage in Betrieb genommen. Die erste Batterie der Kokerei mit 60 Öfen läuft. Im September 1913 geht die zweite Batterie in Betrieb. Die zweite Fördermaschine an Schacht 1 ist montiert und der Schacht 2 ist bis zur 450 Meter-Sohle abgeteuft. Ende 1913 arbeiten 3100 Kumpel auf der Zeche. Im Sommer 1914 steigt die Förderung auf 3561 t täglich, außerdem sind bis dato 1920 Wohneinheiten gebaut worden und der Schacht 1 ist auf 530 Meter abgeteuft. Bei Beginn des ersten Weltkrieges bekamen 1700 Kumpel den Einberufungsbefehl. Der erste Weltkrieg hat auch Folgen für das Bergwerk: Mehr als die Hälfte der Kumpel liegen in den Schützengräben, während die tägliche Kohleförderung von 4000 auf 1500 t zurückging. Gegen Ende des ersten Kriegsjahres betrug die Förderung 2000 t am Tag. Da das Bergwerk in französischer Hand war und das Deutsche Reich gegen die Franzosen kämpfte, dauerte es auch nicht lange bis es zur Enteignung des Bergwerks kam. Der deutsche Bergwerksdirektor Spaeth wechselt in die Süddeutsche Kohlenhandelsgesellschaft und die beiden französischen Aufsichtsräte de Montplanet und Jean Bonnardel werden durch die deutschen Komerzienräte Trinkhaus und Heye ersetzt. Trotz der erschwerten Bedingungen gelingt es im zweiten Kriegsjahr die Kohleförderung auf 1,4 t je Kumpel zu Steigern, das ist eine Steigerung von 43% im Vergleich zum Vorjahr, die Jahresförderung im Jahr 1915 beträgt 700 000 t, dass sind 2281 t am Tag. Bei einer Dampfkesselexplosition im Tagesbetrieb kamen vier Menschen ums Leben. Das dritte Kriegsjahr bringt kaum Veränderungen. Die Jahresförderung konnte im Vergleich zum Vorjahr um 66 000 t auf 765 764 t gesteigert werden. Die daheimgebliebenen Kumpel gaben alles, schuffteten unermüdlich und schafften es im vorletzten Kriegsjahr 1917 eine Jahresfördermenge von fast 1 000 000 t Steinkohle zu Fördern. Im letzten Kriegsjahr konservierten die Lintforter Bergleute die Arbeit des Vorjahres - von Kriegsmüdigkeit keine Spur. So ging dann der Krieg zu Ende und die Zeche steht vor einer ungewissen Zukunft, denn die im Krieg enteigneten Franzosen forderten ihren Besitz zurück.
Aufbau der Zeche Friedrich Heinrich 1907
Aus der Bergbauzeitung "Die Schüttelrutsche"
Teufgerüste Schacht 1 / 2 um 1910
Ansichtskarte von 1914
Ansichtskarte 1914
Aus der Bergbauzeitung "Die Schüttelrutsche"
Schacht 1/2 um 1915
Ansichtskarte 1915
Ansichtskarte von 1918
Teil: 2 Die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen
Ein deutsch - französisches Schiedsgericht in den Haag gibt den Franzosen Recht. 1921 werden die alten Besitzer wieder eingesetzt und erhalten ihre Rechte zurück. Die Nachkriegsjahre wirken sich auch auf die Lintforter Zeche aus, sie kämpft ums Überleben. Die Inflation 1923 trägt maßgeblich dazu bei, dass fünf Jahre nach Kriegsende die jährliche Förderung mit 600 000 t Steinkohle einen historischen Tiefpunkt ereicht. Das Durchschnittseinkommen der Kumpel beträgt von Januar bis Oktober 1923 bei 4971 Mark. danach ähnelt die Lohnhalle einem Bahnhof. Um ihren Lohn nach Hause zu Tragen kamen die Kumpel am Lohntag mit Säcken, Taschen und Koffer in die Lohnhalle - 3,267 Milliarden Mark passen nicht mal eben in die Geldbörse. die unklare politische Lage der Weimarer Republik veranlasste beim sogenannten Ruhrkampf 1923 auch die Lintforter Bergleute zum passiven Wiederstand gegen die französischen und belgischen Besatzungstruppen, die wegen des ausbleibens der deutschen Reparationszahlungen das Bergwerk besetzt halten. Die Kumpel verrichten nur Arbeiten, die nichts mit der Kohleförderung zu tun hatten. Schließlich geben die Besetzer auf und ziehen ab. Als der Spuk endlich vorbei war, steigt auch die Produktivität des Bergwerks wieder. Die Stimmung unter den Bergleuten ist gut, die Lohntüten sind prall gefüllt. Die Jahresförderung übersteigt 1924 erstmals die Millionengrenze. Die Geschäfte laufen gut, obwohl sich der Kohleabbau in Deutschland in einer Kriese befindet. Die Übernahme durch das Haus de Wendel 1924 wirkte sich poritiv auf die Zeche aus, man erwarb das Grubenfeld Norddeutschland. Auch in den Folgejahren erfreute sich das Bergwerk Friedrich Heinrich großen erfolges, obwohl an Rhein und Ruhr 38 Schachtanlagen geschlossen werden mußten. Im Jahr 1928 wird erstmals eine Jahresförderung von 1,5 Millionen Tonnen Steinkohle erbracht und 1929 beginnen die Abteufarbeiten an Schacht 3 der dann 1931 mit der ersten elektrischen Fördemaschine in Betrieb geht. Im Jahr 1930 wird eine Jahresförderung von 1.75 Millionen Tonnen erreicht. Am 1. Oktober 1931 feiert die 5500 Mann starke Belegschaft das 25 jährige bestehen des Bergwerks. In der Folgezeit gibt es ernste Absatzprobleme: 1000 Kumpels verlieren ihre Arbeit. Die Zahl der Abbaubetriebe veringert sich von 38 auf 20. Alles zusammen führte zu einem enormen Rückgang der Fördermenge. Am 5. März 1933 nach 21 jähriger Förderung wurde die 400 Meter Sohle stillgelegt die Förderung wurde von nun an von der 450 Meter Sohle gezogen. Der technische Fortschritt schreitet voran. Gurtbänder aus Gummi kommen 1933 zum Einsatz, der Bruchabbau wird 1934 eingeführt. Beim Strecken und Strebausbau geht man von Holz auf Stahl über. 1936 erreichte die Förderung 1.872.653 t
das ist eine Tagesförderung von 7000 t. Im Jahr 1937 konnte mit einer Jahresförderung von 2.263.476 t erstmals die 2 - Millionengrenze überschritten werden. Mit 2,371 Mio. t wurde 1939 die bisher höchste Jahresförderung erreicht. Was damals keiner wusste, daß diese Leistung erst 1957 übertroffen werden würde.
Ansichtskarte von 1919
Ansichrskarte 1920
Schacht 1/2 1920
Ansichtskarte von 1925 Trommelmaschine Schacht 2
Abteufgerüst von Schacht 3 Norddeutschland 1928
Schacht 1/2 1929
Ansichtskarte von 1931
Ansichtskarte vom Pappelsee zum Bergwerk von 1932
Teil: 3 Das Bergwerk im zweiten Weltkrieg
Am 1. September 1939 brach der zweite Weltkieg aus. Da zunächst noch keine Bergleute eingezogen wurden, hatte dieses keinerlei Auswirkungen auf die Förderung. Da die Besitzer ( Familie de Wendel ) Franzosen waren, wurde am 15. Januar 1940 die Zeche wie im ersten Weltkrieg unter Zwangsverwaltung gestellt. Die Besitzverhältnisse wurden diesmal nicht angetastet, es wurde lediglich dem französischen Aufsichtsrat der Zutritt zum Werksgelände verwehrt. Um die Zukunft der Zeche zu Sichern wurde 1941 Schacht 1 und 1942 Schacht 2 bis zur 600 Meter Sohle abgeteuft. Im Juni 1942 konnte mit dem Ausrichten der neuen Fördersohle begonnen werden. Im Oktober 1941 wurde im Flöz Blücher ein Kohlenhobel mit Schüttelrutsche eingesetzt und im Februar 1943 kamen die ersten Panzerförderer zum Einsatz. In diesem Jahr gelang es trotz des Krieges und immer mehr Einberufungen von Bergleuten einen neuen Jahresförderrekord zu erzielen, die Jahresförderung lag bei 2.377.548 t allerdings bei 344 Fördertagen und einer Anzahl von 469 Schichten pro Arbeiter. Im Jahr 1944 erreichte der Krieg auch das Bergwerk in Kamp - Lintfort: Am 17 Juni brach der neue 120 m hohe Kamin nach einem Bombentreffer zusammen. Am 22. November erhielt der Haupteingang ( alter Eingang ) und die Markenkontrolle einen Bombentreffer. In der Kokerei wurden die Batterien 4 und 5 zerstört. Unbrauchbar wurden auch die Werkstattgebäude, das Bürogebäude, das Kokereilabor und das Salzlager. Durch diese Ereignisse wurde der Betriebsablauf stark in Mitleidenschaft gezogen. Dazu kam, daß die Zahl der Arbeiter und somit die Zahl der gefahrenen Schichten sich drastisch verringerten. Die Förderung sank 1944 auf 1.822 Mio. t und mit 548.520 t im Jahr 1945 wurde die niederigste Jahresförderung seit 1913 erreicht. Im Februar / März 1945 erreichten die Alliierten Kamp -Lintfort und kurz vor der Besetzung der Zeche mußte am 5. März 1945 der Betrieb aus Mangel an Strom, Wasser und Dampf komplett eingestellt werden. Schon am 18. März konnte die Förderung mit einer Tagesleistung von 900 t wieder aufgenommen werden. Die Kokerei konnte erst im Mai nach Beseitigung der gröbsten Schäden mit der Batterie 3 und 60 Öfen in Betrieb gehen. Am 8. Mai endete mit der bedingungslosen Kapitulation der zweite Weltkrieg.
Schacht 1/2 und die alte Kokerei 1940
Das Beamten - Kasino 1940
Die Villa B 1940
Ansichtskarte von 1940
Bombentreffer am alten Eingang 1944
Die Alliierten Besetzen das Bergwerk. (Der Krieg ist hier zu Ende)
Teil: 4 Die Nachkriegszeit bis zur Gründung der Ruhrkohle AG
Im August 1946 gingen zusätzllich zu der Batterie 3 die Batterien 1 und 2 wieder in Betrieb. Nun verfügte man wieder über 180 Öfen, allerdings besaßen sie durch die Kriegseinwirkungen nicht mehr ihre volle Leistungsfähigkeit. Trotz der schwachen Belegschaft von 1800 Bergleuten, konnte Ende 1945 eine Tagesförderung von 2600 t erbracht werden. 1946 erreichte man eine Jahresförderung von 868.704 t bei einer Gesamtbelegschaft von 4.266 Personen. 1947 überstieg man wieder die 1 Mio. Grenze in der Jahresförderung ( Tendenz steigend ) und man begann mit dem Neubau einer Kokerei. Zu der Zeit waren 3350 Kumpel unter Tage beschäftigt bei einer Gesamtbelegung von 5000 Mann. Mit der Währungsreform am 21. Juni 1948 ging es mit der deutschen Wirtschaft und somit auch mit der Zeche Friedrich Heinrich wieder zügig vorran. Nach Aufhebung der alliierten Kontrollen am 17. Januar 1949 wurde am 8. Juli ein neuer Aufsichtsrat gewählt:Andre` Jeanniot, Maurice de Wendel, Emmanuel Graf de Mitry und Francois Delage.Der Vorstand blieb unverändert Werner Brand und Carl Noll. Im Dezember 1951 war die Ausrichtung der 600 Meter Sohle mit der Fertigstellung des Füllorts Schacht 1 beendet. Nach einem Probebetrieb vom 1. Januar 1952 an ging am 28. Januar die 600 Meter Sohle offiziell in Betrieb. Um die Förderung weiter Ausbauen zu können fasste man folgende Projekte ins Auge:
Ausbau der Schächte 1 und 2 sowie der Ausbau der Aufbereitungsanlagen. Errichtung einer Wetter und Seilfahrtsanlage im Baufeld Hoerstgen. Im Jahr 1950 konnte der Neubau der Kokerei mit den Batterien A und B und je 38 Regenerativ - Verbundöfen und der dazugehörigen Infrastruktur dem Betrieb übergeben werden. 1951 überschritt die Jahresförderung erstmals wieder die 1.000.000 t Grenze. Die Belegschaft betrug 7449 Mann wovon 4550 Mann Untertage beschäftigt waren. Nach Inbetriebnahme der 600 Meter Sohle im Februar 1952 war Friedrich Heinrich die modernste Zeche Europas. Im Juni wurden auf Norddeutschland acht Bergleute verschüttet, sie konnten nur noch Tot geborgen werden und im November 1952 wurde mit dem Erweiterungsneubau der Kokerei den Batterien C und D begonnen, die am 16. März 1954 ihren Betrieb aufnahmen. Die Kokerei verfügt nun über 160 moderne Öfen mit einer Durchsatzleistung von 2.900 t bei einer Garungszeit von 20,5 Stunden. Von 1953 bis 1956 erfolgte der Aus und Umbau der Aufbereitung mit leistungsfähigere und moderneren Setzmaschinen. 1955 wurde die 450 Meter Sohle abgeworfen und ausschließlich als Wettersohle genutzt. Pünktlich zum 50 jährigen Bestehen der Schachtanlage Friedrich Heinrich was am 6. Oktober 1956 gefeiert wurde konnte am 14. Juni 1956 Richtfest gefeiert und der Turm Schacht 1 für den Einbau der Fördermaschine und den dazugehörigen Anlagen frei gegeben werden. Dieser Umbau war erforderich geworden um die Förderung besser Ausbauen zu können. Zur Jahreswende 1956/57 konnte die erste elektrisch betriebene Vier - Seilförderung für Schacht 1 in Betrieb genommen werden. Zu Ostern 1957 war dann auch die Südliche Förderung betriebsbereit. Am 1. Januar 1958 war der Umbau von Schacht 1 komplett beendet. Am 14. Januar 1957 begannen die Abteufarbeiten für Schacht 4 ( Hoerstgen ), die schon nach vier Tagen wegen Wassereinbruchs zum erliegen kamen. Nachdem alle Voraussetzungen geschaffen waren konnten die Teufarbeiten am 22. März wieder aufgenommen werden. Im August 1958 kam es bei den Abteufarbeiten der Seilfahrtskeller auf der 400 Meter Sohle erneut zum Wassereinbruch, so daß die Arbeiten wiederum bis zum 24. Oktober zum erliegen kamen. Das Aussetzen des Fülloertes 400 Meter Sohle zog sich wegen erschwerter Arbeitsbedingungen bis zum Jahresende 1958 hin. Im Jahr 1957 hatte das Bergwerk mit 8588 Beschäftigten davon 4989 Mann im Untertagebereich den höchsten Belegschaftsstand erreicht. 1958 gelang es in allen Abbaubetrieben die vollmechanisch Kohlengewinnung einzuführen. Das sollte sich auch bei der Jahresfördderung bemerkbar machen. An 280 Fördertagen wurden 2.383.822 t. gefördert, daß sind 8.514 t am Tag. Im März 1958 war der Rekordmonat mit einer Tagesförderung von 10.405 t. Unabhängig davon wurde 1958 der Schacht 1 mit Inbetriebnahme der Turmförderung mit einer Förderkapazität von 21.000 t zum damals leistungsfähigsten Schacht der Welt. Am 24. März 1959 erfolgte am Schacht 4 der Durchschlag zur 500 und im Juli 1959 wurde die 600 Meter Sohle erreicht. Im September wurde der Schacht abgenommen und dem Bergwerk in Eigenregie übergeben. Am 6. August 1960 ging der erste und im Oktober 1960 der zweite Grubenlüfter in Betrieb. Im Juli 1961 war der Turm mit Schachthalle im Rohbau vollendet. Im Februar 1962 erreichte der Schacht seine Endteufe von 646 Meter bei einer ungewöhnlichen Sunpftiefe von 60 Metern. Dies war Vorraussetzung für ein späteres Tieferteufen. Am 1. Dezember 1963 konnten die ersten 700 Bergleute an Schacht 4 Anfahren. Am 4. Juli 1964 wurde der Schacht offiziell in Betrieb genommen.Seit 1960 sank die Belegschaftszahl ständig aber durch die zunehmende Mechanisierung stieg die Förderung weiter an. Im Jahr 1960 erzielte man eine Rekordförderung von 2.400.393 t die auch 1961 gehalten werden konnten. 1964 erreichte die Zeche Friedrich Heinrich eine neue Rekordförderung von 2.561.730 t Steinkohle. Da die Versatzbetriebe ausliefen und die Berge zu Tage gefördert werden mußten entschied man sich dafür den Schacht Nordeutschland dessen Förderanlagen nur noch für Sondertransporte und Revisionsfahrten benutzt wurden umzubauen. Von Februar 1967 bis Mai 1968 wurde der Schacht auf eine Endteufe von 593 Meter gebracht. Die Schachteinbauten wurden verstärkt und Beschickungs und Umlaufsysteme wurden eingebaut. Am 1. Oktober 1969 wurde der Schacht 3 als Bergeförderschacht in Betrieb genommen. Dieses war das letzte Projekt als selbständiges Unternehmen. Die Umsetzung der nachfolgenden Planungen fiel in die Ruhrkohle Ära, die 1969 gegründet und am 1. Januar 1970 begann. Im letzten Jahr seiner Selbständigkeit erreichte Das Bergwerk keine Jahresbestleistung mehr, aber mit einer durchschnittlichen Tagesförderung von 10.185 t Steinkohle konnte man sich durchaus sehen lassen.
Ansichtskarte von 1953 Schacht 1 / 2
Ansichtskarte von1955 Kokerei
Das Teufgerüst von Schacht 4 in Hoerstgen 1957
Der Turm Schacht 1 kurz nach der Fertigstellung 1958
Luftaufnahme von 1958
Ansichtskarte vom Pappelsee zum Bergwerk 1961
Ansichtskarte 1965
Von nun an hat das Bergwerk öfter das Logo am Förderturm wechseln müssen.
Teil: 5 Vom Bergwerk Friedrich - Heinrich bis zum Bergwerk West
Am 1. Januar 1970 übernahm die Ruhrkohle AG / Bergbau AG Niederrhein die Bergwerke am linken Niederrhein für die Zeche Friedrich Heinrich bedeutete dieses der Abschied vom alten Besitzer " Das Haus de Wendel "Das erste Projekt unter der Federführung der RAG / BAN war der Umbau von Schacht 2, der mit der Außerbetriebnahme der nördlichen Dampffördermaschine bereits am 21.Juli 1969 begonnen hatte. Nachdem untertägig am 5.Februar 1970 die Voraussetzungen geschaffen waren, konnte der Schachtstuhl erweitert werden. Gleichzeitig fand die Montage der neuen Fördermaschine, der Beschickungsanlagen und der Einbau der Schachteinbauten von der 550 Meter Sohle und dem Schachtsumpf ihren Fortgang. Am 5.August 1970 konnte die nördliche Förderung wieder in Betrieb gehen während die südliche Fördeung stillgesetzt wurde. Die Umbauarbeiten dauerten fast ein Jahr bevor die südliche Förderung wieder ihren Betrieb aufnehmen konnte. Danach mußte die nördliche Förderung nochmals stillgesetzt werden damit auch hier neue Stahlspurlatten eingebaut werden konnten. Zum Jahresende 1972 konnte der Schacht 2 mit zwei neuen elektrischen Fördermaschinen bis zur 600 Meter Sohle befahren werden. Am 3. Juni 1970 förderte Friedrich Heinrich die 100 - millionste Tonne Kohle und am Ende des Jahres kam man auf eine Jahresförderung von 2,5 Mio. t im Jahr 1972 fiel die Förderung auf 2,1 Mio t zurück. Um die Fettkohlenförderung im Kamper Graben abzusichern, mußte man eine neue Sohle anfahren, deren Teufe durch die vorhandene 885 m Sohle der Nachbaranlage Rheinland - Rossenray bereits vorgegeben war. Im Juni 1972 kamen bei einem Streckenbruch im Flöz Girondelle 5 zwei Bergleute ums Leben und im September wurde mit einer Tagesförderung von 12.000 t das bisher beste Ergebnis erzielt.Vom Jahreswechsel 1972/73 bis zum 6. Januar 1976 war man mit der Auffahrung der 885 Meter Sohle beschäftigt, dann war die erste Verbindung zum Grubenfeld der Nachbaranlage Rossenray hergestellt. Im Jahr 1975 wurde ein neuer Jahresförderrekord von 2.566.650 t und somit eine Durchschnittstagesförderung von 10.267 t aufgestellt. Am 21. Mai 1979 wurde die erste Bauhöhe im Nachbargrubenfeld in Flöz Anna in Betrieb genommen. Nach fast 65 Jahren Betriebszeit wurde von 1977 bis 1978 die Kokerei nach und nach geschlossen. Der Abbruch begann im Juni 1979 und endete im September 1981. Am 1. Oktober1981 bestand das Bergwerk 75 Jahre und konnte auf eine Gesamtförderung von 126 Mio. t Steinkohle zurückblicken. Gefeiert wurde dieses Ereignis am 17. und 18. Oktober 1981. Ende 1981 begann man mit dem Tieferteufen von Schacht 2 bis 80 m unterhalb der 885 Meter Sohle. Da die südliche Förderung weiter Laufen mußte wurden Sicherheitsverkleidungen eigebaut. Am 2.Mai 1984 erfolgte der Durchschlag mit der Unterfahrungsstrecke in Flöz Girondelle 5. Im Juli 1985 wurde Schacht 2 der Hut abgenommen. Der Übergang auf die 885 Meter Sohle erforderte in teilbereichen eine andere Statik. Im ersten Quartal 1987 war Schacht 2 wieder voll einsatzfähig. Die Wetterverhältnisse wurden besser und die Fahrungszeiten verkürzten sich. Im ersten Quartal 1985 begann man mit dem Tieferteufen von Schacht 3. Am Montag, den 30. März 1987 fiel der letzte Abschlag am Anschlag der 780 Meter Sohle. Damit waren nun auch die Bergwerke Friedrich Heinrich und Niederberg verbunden. Übertägig wurde 1981/82 eine Kohlenmischhalle mit einem Durchmesser von 82 m und einer Höhe von22 m und ein Fassungsvermögen von 12.000 t Rohkohle erstellt. In den Jahren 1982/83 wurde die Wäsche großzügig um und ausgebaut. Im März 1983 nimmt die neue Dammbaustoffanlage an Schacht 4 den Betrieb auf. Im 2. Halbjahr 1985 wird im ehemaligen Lagerhallenschiff 4 eine Betriebsschlosserei eingerichtet. Die Materialversorgung von über Tage war gesichert, es waren 19000 qm Lagerfläche und über 300 Lagerboxen verfügbar. Modernste Mobilgeräte stellten die Tranzporteinheiten für die Grube zusammen. Ende 1986 konnte mit dem Bau eines Kohleheizwerkes begonnen werden. 1986/87 werden die Bereichs und die Grubenwarte ausgebaut und mit modernster Hardware versehen. Mitte 1989 begann man auf Schacht 3 mit den Schachteinbauten und 1989 bekam der Schacht eine neue Fördermaschine. Mitte November 1989 durfe die Seilfahrt und Bergeförderung bis auf 12 m pro Sekunde betrieben werden. Ende Mai 1990 wurde die Seilfahrt und Materialförderung bis zur 1000 Meter Sohle freigegeben. Am 8. November 1991 fuhr der letzte Kohlenwagen auf der 600 Meter Sohle die Endladestelle Schacht 1 an, nach fast 40 Jahren wird der Abbau auf der 600 Meter Sohle eingestellt. 1992/93 erfolgte der Ausbau einer Transport - Leitwarte, diese ermöglichte ständige Kontrollen über den Verbleib der Materialien auf dem Transportweg. Nachdem das Baufeld Rheinpreussen 1990 und das Baufeld Pattberg des Verbundbergwerks Rheinland 1993 stillgelegt worden sind wurde das Baufeld Rossenray mit allen Tagesanlagen dem Bergwerk Friedrich Heinrich zugeschlagen. Somit wurde am 1. April 1993 das Verbundbergwerk Friedrich Heinrich / Rheinland gegründet. Im Mai 1995 verunglückte ein 48 jähriger Polizeibeamter der als Besucher auf dem Bergwerk war tötlich, er wr in einen Kohlenbrecher geraten. Mit vielen Aktionen mußten die Bergleute von 1993 an in den nächsten Jahren auf sich Aufmerksam machen um ihren Arbeitsplatz nicht zu verlieren. Wir erinnern uns: April 1993 Mit der Kohlenlore nach Berlin, Februar/März 1995 Feldlager der Frauen in der Christuskirche, Mahnfeuer auf dem Pattberg, November 1996 bis März 1997 Mahnwachen in Kamp -Lintfort und Neukirchen - Vluyn mit der Lichterkette am 17. Januar 1997 zwischen Kamp - Lintfort, Moers und Neukirchen - Vluyn und das Band der Solidarität am 14. Februar 1997 mit über 220.000 Menschen 93 km lang von Neukirchen - Vluyn bis nach Lünen, Sperrung der Autobahn A40 am 6. März 1997,die Verrigelung der Zechentore am 7.März 1997 und der Marsch nach Bonn. Am 7. Mai 1998 wurde zum ersten mal eine Tagesförderung von 20.000 t erbracht. Im Juni 1999 wurde die Personalplanung der DSK bis 2001 vorgestellt. Die Bergwerke Friedrich Heinrich/Rheinland und Niederberg müssen 936 Kumpel der Zeche Ewald / Hugo aufnehmen. Im Oktober 1999 werden die Rahmenbetriebspläne der Bergwerke Friedrich Heinrich/Rheinland und Niederberg der Öffendlichkeit vorgestellt. Ende des gleichen Monats wird der Plan bekannt, das am 30.6.2002 die Bergwerke Friedrich Heinrich/Rheinland und Niederberg zum Bergwerk West zusammengelegt werden sollen wobei die Niederberg - Schächte aufgegeben werden. Ende des Jahres 2000 legte ein Riss der Großbandanlage von der 550 zur 885 Meter Sohle fast die gesamte Produktion lahm, wovon 1.000 Bergleute betroffen waren. Am 1. Januar 2001 löste Friedhelm Vogt Jürgen Kohl als Betriebsratvorsitzenden ab, der als Arbeitsdirektor zur Zeche Ibbenbüren wechselt. Im Oktober 2001 wurde der vorgezogene Zusammenschluss des Bergwerks West zum 1. Januar 2002 bekanntgegeben.
Ansichtskarte aus dem Jahr 1970
Ansichtskarte von 1972 Kokerei
Kokerei nach der Stilllegung 1978
Abriss der Fussgängerbrücke 1989
Friedrich - Heinrich - Allee 2001
Teil: 6 Das Bergwerk West bis Ende 2008 dem Verkündungsjahr der geplanten Schließung 2012/13
Am 1. Januar 2002 nahm das neue Verbundbergwerk als Bergwerk West die Arbeit auf. Wenn man es genau nimmt stellt sich das Bergwerk aus drei ehemaligen Schachtanlagen zusammen. Das sind die Bergwerke Friedrich Heinrich, Rheinland und Niederberg.
NRZ/WAZ Bericht von Ende Januar 2002
Das Bergwerk West startete am 1. Januar 2002 mit 5418 Mitarbeiter hierbei sind die Stillstandsbereiche vom Bergwerk Niederberg mit aufgeführt. Im ersten Jahr des bestehens waren es zum Jahresende 3850 Mitarbeiter bei einer Rekordförderung von fast 3,7 Mio t verwertbarer Förderung. Ein schreckliches Ereignis überschattete das erste Jahr als Bergwerk West. Am 19. November 2002 kam ein Maschinensteiger bei einer Kontrolle der Förderanlage in der Kohlenabfuhrstrecke in 1000 m ums Leben. Im Jahr 2004 wurde in der Aufbereitung eine neue Kohlenverladung mit zwei Gleisen in Betrieb genommen. Nun kann pro Stunde 1.200 t Kohle versandfertig, das heißt kundenspezifisch gemischt werden. Die Jahresförderung 2004 betrug 3.345.065 t Steinkohle. Das Jahr 2005 war ein Jahr der Rekorde mit 3.713.052 t Steinkohle wurde die bisher höchste Jahresförderung seit 1912 erreicht. die durchschnittliche Tagesförderung lag bei 14.734 t, das sind 8.081 t je Mann und Schicht. Am 24. Februar 2006 wurde mit der Vortriebsmaschine AVSA die bislang höchste Tagesauffahrung von 20 Metern erzielt. in den Monaten Mai bis Juli wurden täglich Durchschmittlich 17.000 t verwertbare Förderung gehoben. Am 16 Oktober wurde der Motor der nördlichen Fördermaschine an Schacht 1 nach fast 50 jähriger Laufzeit demontiert und Generalüberholt. Die Wiedermontage des überholten Motors begann am 27. Oktober, so daß ab dem 1. November wieder mit zwei Fördermaschinen gefördert werden konnte.
Die Jahresförderung 2006 betrug 3.259.021 t verwertbare Förderung. Am 1. Februar 2007 wurde vor dem Düsseldorfer Landtag gestreikt. Die Landesregierung will die Landesmittel für die Deutsche Steinkohle Streichen. Herausgekommen ist dabei der Kompromiss, daß die Landesregierung sich im Jahr 2014 nicht mehr an den Subventionszahlungen beteidigt. Die subventionierte Steinkoklenförderung wird bis zum Jahr 2018 auslaufen und die Bergwerke sollen geschlossen werden. Eine Revisionsklausel besagt, daß im Jahr 2012 nach Abwägung der Wirtschaftlichkeit für die Deutsche Steinkohle noch einmal über die Beschlüsse nachgedacht wird. Am 7. Februar 2007 wird mit der Verfüllung von Schacht 3 begonnen. Gegen Ende des Jahres 2007 wird die Rohrleitung für eine neue Großkälteanlage im Schacht 2 Rossenray eingebaut. Die Jahresförderung 2007 beläuft sich auf 3.259.021 t verwertbarer Förderung. Nach den 6 Jahren des bestehens vom Bergwerk West kann man sagen, daß es wirklich zum verlässlichen Partner im Westen geworden ist und das mit einer konstanten Förderung von 3 Mio. t Steinkohle jährlich. Am 10. Juni 2008 verkündete der RAG - Vorstand in der Eyler Sporthalle die geplante Schließung des Bergwerks West. Als Schließungstermine wurden der 31. Dezember 2012 oder der 1. Januar 2013 genannt. Von den noch acht verbliebenen Bergwerken legte man sich auf folgende Schließungstermine fest: Bergwerk Walsum am 30. Juni 2008, Bergwerk Lippe zum
31. Dezember 2008, Bergwerk Ost zum 30, September 2010 und das Bergwerk Saar zum 30. Juni 2012. Wenn im Jahr 2012 durch die Revisionsklausel noch einmal über die Zukunft der Steinkohlenförderung nachgedacht und verhandelt wird und die Gespräche Negativ verlaufen sollten, gibt es im Jahr 2013 nur noch drei Bergwerke das sind.
Prosper Haniel, Auguste Viktoria und Ibbenbüren. Für diese drei Bergwerke müßten dann die Schließungstermine bis zum Jahr 2018 festgelegt werden. Somit würde in der Bundesrepublik Deutschland leider spätestens zum 1. Januar 2019 der Steinkohlenbergbau in die Geschichte eingehen, womit unsere Energieabhängigkeit vom Ausland besiegelt würde. Es sei denn, das einige Privatinvestoren einen subventionsfreien und gewinnbringenden Steinkohlebergbau weiterführen könnten.
Trotz alle dem können die Bergwerksbesucher seit Juli 2008 in einem eigens dafür hergerichteten Besucherstreb mit 15 Schildausbaue und einem Kohlenhobel den Bergbau Live erleben, dieser Besucherstreb wird auch für Sicherheitsunterweisungen und Schulungen der Belegschaft genutzt. Ebenfalls im Juli 2008 verlässt der Produktionsdirektor Karl Heinz Stenmans nach 22 Jahren das Bergwerk und geht in den wohlverdienten Ruhestand. An seiner Stelle tritt am 1. August der neue Produktionsdirektor Werner Tubbensing vom Bergwerk Ost die Nachfolge an. Am 30.September 2008 geht der Personaldirektor Prof. Dr. Dr. Mathias Bauer in den wohlverdienten Ruhestand an seiner Stelle nimmt sein Vor, Vorgänger Peter Ermlich am 1. Oktober 2008 zum zweiten mal die Position des Personaldirektors auf dem Bergwerk in Kamp - Lintfort ein. Im Herbst 2008 wurde ein neuer Rekord aufgestellt: Man schafte es zum ersten mal seit bestehen des Bergwerks, 57 Tage hintereinander zu Arbeiten ohne einen Arbeitsunfall zu verzeichnen. Zwischen Weihnachten und Neujahr 2008 werden die Vorbereitungsarbeiten für die Inbetriebnahme der Großkälteanlage auf dem Baufeld Rossenray durchgefürt. Zur gleichen Zeit findet im Tagesbetrieb auf dem Baufeld Friedrich Heinrich der Wechsel eines Vorklassierundssiebes statt. Die Jahresförderung 2008 beträgt 3.000 000 Tonnen verwertbare Förderung.
Casino im Park 2002
Die Lohnhalle des Bergwerks West
Luftaufnahme Bergwerk West Bild 1 Foto RAG
Luftaufnahme Bergwerk West Bild 2 Foto RAG
Schacht 1 / 2 mit Aufbereitung
Die beiden Fördermaschinen von Schacht 1
Schacht 1 Rasenbank 2007
Schacht 3 ( Norddeutschland ) kurz vor der Stilllegung 2007
Schacht 4 in Hoerstgen
Bergwerk West Baufeld Rossenray
Eingang Rossenray
Friedrich Heinrich alter Eingang
Friedrich Heinrich neuer Eingang
Die Ausbildungsabteilung auf dem Bergwerk West 2007
Tag der Ausbildung Bild:1
Drehmaschinen in den Mechanischen Lehrwerkstätten
Tag der Ausbildung 2007 Bild:2
Schacht:1/2 und Aufbereitung 2007
Vorarbeiten zum Einbau der Rohre für die neue Großkälteanlage an Schacht 2 Rossenray Ende 2007 Foto RAG
Einbau der Rohrleitung für die Großkälteanlage Ende 2007 Foto RAG
Am 1. Januar 2008 wartet die neue RAG mit einem neuen Logo auf.
Am 10. Juni 2008 gibt der Vorstand der RAG auf einer außerordendlichen Betriebsversammlung in der Eyler Sporthalle die zu schließenden Bergwerke bis Ende 2012 bekannt.
Außerordendliche Betriebsversammlung in der Eyler - Sporthalle
Der neue Besucherstreb wird im Juli 2008 eröffnet
Platzbetrieb Lager Nord 2008
Südl. Werksgelände vom Turm Schacht 1 2008
Über den Dächern des Bergwerks West 2008
Bahnbetrieb 2008
Aufbereitung 2008
Die Verladestelle der Aufbereitung 2008
Aufbereitung Rundeindicker im Hintergrund die Kläranlage
Kohlenmischhalle 2008
Kohlenmischhalle innen 2008
Vor der Mobilgerätewerkstatt
Tranzport eines Siebes in die Aufbereitung Dezember 2008 Foto RAG
Siebeinbau Bild 2 Foto RAG
Teil: 7 Die letzten vier Jahre auf dem Bergwerk West
Was erwartet uns im Jahr 2009? Anfang des Jahres müssen 125 Mitarbeiter vom Bergwerk Walsum und 250 Mitarbeiter vom Bergwerk Lippe übernommen werden. Im August werden die letzten 48 Auszubildenden auf dem Bergwerk ihre Berufsausbildung beginnen. Ab dem dritten Quartal wird das Bergwerk West keine aufnehmende Schachtanlage mehr sein, im Gegenteil es müssen 300 Mitarbeiter an andere Bergwerke abgegeben werden.
Pünktlich zum Jahresbeginn 2009 geht die neue Großkälteanlage an Schacht 2 auf dem Baufeld Rossenray in Betrieb.
Zunächst mit der bisherigen Wassermenge von 900 Kubikmeter pro Stunde bei einer Temperatur von 2 Grad Celsius gegenüber 8 Grad in der Vergangenheit. Die Pumpenausstattung unter Tage wird auf 1100 Kubikmeter pro Stunde mit einer Kälteleistung von 17,1 Megawatt erweitert. Damit wird das Klima für die Kumpels unter Tage bedeutend erträglicher.
Nach nur sieben Monaten auf dem Bergwerk West verläßt der Direktor für Produktion Werner Tubbensing im März 2009 das Bergwerk und wechselt nach Herne. Sein Nachfolger wird zum 1. April der Bereichsleiter für den Abbau Helmut Braick, dessen Aufgaben der Bereichsleiter der Vorleistung Thomas Matusche in Zukunft mit übernehmen wird. Der Stabstellenleiter Dr. Gunter Hagen wechselt ebenfalls nach Herne, seine Aufgaben wird der Bereichsleiter für bergmännische Planung und Steuerung Andreas Schmidt übernehmen. Zum letzten Ausbildundsjahr auf dem Bergwerk West haben sich 350 Jugendliche beworben. Hiervon werden wie bereits angekündigt nur 48 junge Männer angenommem. Ab dem 1. August 2009 ist das Bergwerk West keine aufnehmende Schachtanlage mehr. Vielmehr werden 95 Mitarbeiter einer Vortriebskolonne zum Bergwerk Prosper - Haniel verlegt. Bis zum Jahresende 2010 sollen sechs Vortriebskolonnen zu anderen Bergwerken verlegt werden. Im Sommer 2009 werden die Kauen, sowie die Sozial und Bürogebäude auf dem Gelände von Schacht 4 abgerissen. Der Schacht selber wird für die Bewetterung des Grubengebäudes noch dringend benötigt. Auf der Betriebsversammlung am 13.12.2009 teilte der Werksleiter Reinhard Fox den 800 anwesenden Kumpels mit, daß im laufenden Jahr wegen geologischer Schwierigkeiten das Förderziel von 3 000 000 t nicht erreicht wird. Die Jahresförderung beläuft sich auf 2 700 000 t. Der Personaldirektor Peter Ermlich stellte fest, daß die Belegschaft sich von 3712 Mitarbeiter im Januar auf 3321 Mitarbeiter zum Jahresende verringert habe. Den 456 Zugängen von anderen Bergwerken stehen 843 Abgänge durch Verlegungen und Vorruhestandsregelungen gegenüber. Noch am 1.12.2009 ist eine Vortriebskolonne mt 90 Mitarbeitern nach Prosper Haniel verlegt worden eine weitere Kolonne wird am 1. Februar 2010 verlegt. Vom 08.03.2010 - 10.03.2010 werden Betriebsratswahlen auf dem Bergwerk West durchgeführt. Der dann gewählte Betriebsrat wird als letzter in die Geschichte des Bergwerks eingehen und die Interessen der Belegschaft bis zur Schließung vertreten. Ende Juni 2010 verlässt der Bergwerksdirektor Reinhard Fox aus persönlichen Gründen das Bergwerk. Als sein Nachfolger wurde der ehemalige Produktionsdirektor Karl Heinz Stenmanns zurückgeholt. In seiner ersten Betriebsversammlung als Werkschef am 03.Juli gab er bekannt, das die Förderung wegen schlechten geologischen Bedingungen drastisch zurückgegangen ist. Zahlen dazu wollte er aber nicht nennen. Man wolle aber alles dransetzen um die Förderung bis zum Jahresende wieder in den grünen Bereich zu bringen. Die Belegschaft wird sich in diesem Jahr von 3361 im Januar auf 2862 Mitarbeiter reduzieren. Im Tagesbetrieb gibt es einen Rekord zu Verzeichnen: Das Instandhaltungsrevier 0377 Arbeitet nachweislich seit 10 Jahren Unfallfrei. Auf der Betriebsversammlung am 28.12.2010 gab die Werksleitung bekannt, das die letzten beiden Abbaubetriebe unter Rheinberg zum Jahreswechsel auslaufen. Die Rüchzugsarbeiten werden noch bis Mitte 2011 andauern. Danach wird sich der Bergbau Unter und Übertage vom Standort Rossenray so langsam zurückziehen. Die Schächte werden aber weiterhin für die Bewetterung des Grubengebäudes benötigt. Die Belegschaft zählt zum Ende des Jahres zum ersten mal unter 3000 Mitarbeiter. Zum Ende des Jahres 2012 werden es nur noch 1600 Mitarbeiter sein, und nach der Einstellung der Kohlenförderung Ende 2013 sollen es nur noch 350 Mitarbeiter sein. Bis dahin können 1300 Mitarbeiter in den Vorruhestand und 1200 Mitarbeiter zu den verbleibenden drei Bergwerken wechseln. Die jetzt noch in der Ausbildung befindlichen Jugendlichen können nach Abschluß ihrer Facharbeiterprüfung nicht mehr übernommen werden. Auf Grund der schlechten geologischen Verhältnisse lag die Jahresförderung 2010 mit 2,7 Mio. Tonnen verwertbarer Förderung rund 300.000 Tonnen unter dem Planziel.
Dafür gibt es aber andere Erfolge zu vermelden, den der Sicherheitsstatus des Bergwerks ist mit dem im Einzelhandel gleichzusetzen. Die Unfallkennzahlen konnten bis März 2011 noch einmal um 21% auf 2,25 Arbeitsunfälle auf 1 Mio. Arbeitsstunden verbessert werden. Anfang 2011 konnte der Kohleabbau unter dem Rheinberger Stadtgebiet beendet werden. Somit werden die Schächte Rossenray für die letzten beiden Jahre nur noch zur Bewetterung und für den Materialtranzport benutzt werden. Ab Mai zieht man sich aus den dortigen Betriebsgebäuden zurück. Für die Mitarbeiter, die noch weiter auf dem Baufeld Rossenray beschäftigt sind, sollen wie damals auf Schacht 3 / Norddeutschland Pendelbusse zwischen den Schächten eingesetzt werden. Nur einen Tag nach der Verkündung der positiven Unfallkennzahlen auf der Betriebsversammlung ereignete sich am Montag den 28.03.2011 bei Transportarbeiten in der Bauhöhe 572 im Baufeld Hauptsüden ein Unfall, bei dem ein Mitarbeiter ums Leben kam. Anfang Juli 2011 wird auf der Betriebsversammlung bekannt gegeben, daß von den 41 AZUBI`s, die im Frühjahr die Facharbeiterprüfung bestanden haben 10 einen Zeitvertrag bekommen und 30 von der Arbeitsargentur vermittelt worden sind. Auf der letzten Betriebsversammlung Ende November teilte das Bergwerk mit, dass Ende 2012 nur noch 1800 Bergleute in Kamp-Lintfort arbeiten. Für die Betriebsversammlung im März 2012 wurde ein Plan angekündigt, wann die verbleibenden Bergleute auf die beiden Zechen Auguste-Victoria in Marl und Prosper-Haniel in Bottrop verlegt werden. Am Freitag, den 16. Dezember 2011 wurde aus der Schließungsabsicht ein Schließungsbeschluß. Mit allen 21 Stimmen hat der Aufsichtsrat der RAG beschlossen das Bergwerk West endgültig zum 31.12.2012 zu Schließen, genau 11 Jahre nach der Schließung vom Bergwerk Niederberg wird der Kohleabbau am Niederrhein in die Geschichte eingehen. Am Montag den 19. Dezember 2011 wurde die Belegschaft des Bergwerks West vom RAG - Vorstand Jürgen Eickhoff in einer Betriebsversammlung informiert.
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